Die Wahrheit über einen “kräftigen” Beckenboden: Warum weniger manchmal mehr ist!

Auf welcher Schaukel würdest du lieber sitzen?
Komische Frage? Na, du wirst sehen, wie es sich verhält… Lies weiter!

Würdest du lieber auf einer Schaukel sitzen, die sich deinem Körper anpasst, oder auf einer harten Schaukel, die dir an den Sitzbeinhöckern Schmerzen bereitet, weil sie zu hart ist? Welche Schaukel kann sich besser deiner Individualität anpassen? Genau so verhält es sich mit der Muskulatur des Beckenbodens.

Ist dein Beckenboden fest, kann er sich nicht mehr den Bewegungen, die du machst, anpassen. Ist er flexibel und reaktionsfreudig, macht er alles mit, was du in deinem Alltag benötigst. Schauen wir uns das mal an:

Ein starker Beckenboden oder Krafttraining für den Beckenboden wird oft als die Lösung für viele Probleme im Zusammenhang mit Beckenbodenbeschwerden angesehen. Doch was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass kräftige und damit nicht mehr so anpassungsfähige Muskeln nicht immer gut sind? Tatsächlich habe ich in meiner Arbeit als Beckenbodenphysiotherapeutin festgestellt, dass viele meiner Patientinnen während der Corona-Zeit unter einem zu angespannten Beckenboden litten, was besonders auffällig war. Aber woran lag das wohl?

Während der Pandemie waren viele Menschen gezwungen, ihre gewohnten Aktivitäten einzuschränken und mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Dies führte zu einem Mangel an Bewegung und einem Anstieg von Stress und Ängsten. Diese Faktoren können zu einer erhöhten Anspannung der Muskulatur im Körper führen, einschließlich des Beckenbodens. Ein zu kräftiger und damit nicht flexibler Beckenboden kann jedoch genauso problematisch sein wie ein schwacher Beckenboden.

Ein zu angespannter Beckenboden kann zu einer Reihe von Beschwerden führen, darunter Schmerzen im Beckenbereich, Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang, sexuelle Dysfunktion und sogar Rückenschmerzen. Es ist daher wichtig, ein Gleichgewicht im Muskeltonus des Beckenbodens zu finden.

Ein Übermaß an körperlicher Aktivität kann zu Dysbalancen in den muskulo-ligamentären Strukturen im Rumpf- und Beinbereich führen. Dies kann durch zu viel Sport, übermäßigen Stress, negative sexuelle Erfahrungen oder ein falsch verstandenes Training verursacht werden. Aber auch wenn man den ganzen Tag versucht, eine Dauerkontraktion durch Einziehen oder Einschnüren des Beckenbodens anzuwenden, um Inkontinenz zu behandeln oder vorzubeugen, kann ein Hypertonus entstehen.

Stell dir einmal vor, du würdest den ganzen Tag mit einem Zitronengesicht herumlaufen, das wäre sicherlich nicht angenehm. So ist es auch mit dem Beckenboden.

Die gute Nachricht ist, dass Beckenbodenphysiotherapie und interne Techniken helfen können, den Muskeltonus zu verbessern und die Reaktionsfreudigkeit des Beckenbodens zu fördern. Durch gezielte Maßnahmen und Übungen kann ich als Physiotherapeutin dazu beitragen, dass dein Beckenboden wieder seine natürliche Elastizität und Anpassungsfähigkeit im Alltag zurückerlangt.

Statt sich ausschließlich auf die Kräftigung des Beckenbodens zu konzentrieren, geht es bei der Therapie auch darum, die Muskelspannung zu regulieren und ein gesundes Zusammenspiel der verschiedenen Muskelgruppen im Beckenbodenbereich zu fördern. Dies beinhaltet auch Entspannungsübungen, Atemtechniken und die Schulung des Körperbewusstseins.

Es ist wichtig zu verstehen, dass jeder Beckenboden individuell ist und unterschiedliche Bedürfnisse hat. Eine maßgeschneiderte Therapie, die auf deine spezifischen Symptome und Bedingungen abgestimmt ist, ist daher der Schlüssel zu einer erfolgreichen Rehabilitation des Beckenbodens.

Also keine Sorge, wenn du denkst, dein Beckenboden ist zu schwach oder zu angespannt. Es gibt Hilfe! Suche einen qualifizierten Beckenbodenphysiotherapeuten auf, der dir dabei helfen kann, den richtigen Muskeltonus wiederherzustellen und deinen Beckenboden optimal zu unterstützen. Mit gezielten Maßnahmen und einer individuellen Behandlung kannst du wieder ein aktives und beschwerdefreies Leben genießen.

Wir können auch mit manuellen Techniken, also mit unseren Händen, den Beckenboden von außen und innen therapieren. Dazu gibt es speziell ausgebildete Therapeuten, und auch bestimmte Hebammen sind in diesem Bereich qualifiziert. Frage explizit bei deiner behandelnden Therapeutin nach.

Falls du einen hypertonen Beckenboden hast, kannst du dir auch selbst mit einer Massage helfen. Der Massagestab ist dafür perfekt geeignet, denn durch seine Biegung ist es ein Leichtes, deinen Beckenboden ohne Verrenkungen zu erreichen und bestimmte Punkte oder den ganzen Beckenboden von innen zu massieren. Schau dir den Massagestab doch mal an.

Lass uns gemeinsam daran arbeiten, dass dein Beckenboden wieder im Einklang schwingt und sich den Anforderungen des Alltags anpassen kann! Also, schwing dich auf die flexible Schaukel und bleibe reaktionsfreudig! Hier geht es zur Fortbildung, falls du Hebamme oder Therapeutin bist. Und mehr Infos zum Massagestab gibt es hier.

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